Die Lieblingsspeise des Franken
A Bauer aus`n Frankaland,
Des wäß mer nauf-a-no.
Dar mog von alla Speis`n nur
A-n Enzig-Ena ho.
Fröagst harador und hest-a-gest:
"Wos mogs für ena sei?"
"s`senn Knöchli," höarst vo-n-alt und jung,
"Mit Kraut und Arbesbrei."
Und wia die Läus` zon Russ`n ghöarn,
Zon Pud`l ghöarn die Flöha,
Wia tiaf`r Schnäa, Nüss`, langa Necht
Und Nab`l nei die Rhöa;
Zon Tog die Sunn, zor Nacht die Starn,
Zon Frühjohr ghöart der Mai,
Sou ghöarn`n Frank`n Knöchli just
Mit Kraut und Arbesbrei.
It wua a flotta Kinnleskerm,
A Hachzi in`n Haus, —
Und auf die höchsta Feiertäg,
Da geits ken bessern Schmaus,
Als wia die Knöchli von-ra Sau
Mit wädli Fläsch derbei,
Jungs Sauerkraut vo Raf`ld doum
Und dick`n Arbesbrei.
A Landrot, dar gelod`n war
Mittog zon Präsendent,
Dar hat voul Ärger weiters nit
Ü`s Ass`n später gschent:
`s hat ´Störchli` gam und allerhend,
Zon Trink`n Bier und Wei,
Doch`s Best: die Knöchli, dia ham gfahlt
Mit Kraut und Arbesbrei!"
Der Jak`l anno Siebzig war
Als Jäger vor Paris,
Dar hat amol `n Brief hemgschriem
Sein Schatz, der Schmittles-Lies:
"Die Sehnsucht, ach, die brengt mi üm,
I kann d`r schier nit blei!
Oh,wär i nur a Stun derhem
Bei — Knöchli, Kraut und Brei!"
Der Balsa-Dick war stärbeskrank,
`s geit kes nix für sei Lam.
Doa hats amol bei feiner Leut
Kraut, Fläsch und Arbes gam.
"O, laßt mi wengst`ns schmeck da drou!"
Tiaf zieagt der Balser ei. —
Und besser wörd`s! Ar dankt`s alleh
´n Fäsch mit Kraut und Brei.
Drüm sogt, wos geits denn Bessers no,
Als wia a Sauerkraut,
Draus wie a Starn in dunkler Nocht
A Schweinaknöchla schaut;
A Knöchla: safti, zoart und wäch —
Wos söll denn
besser sei,
Gor, wenn derzua, wia Gold sou klar,
Kumt no a-n-Arbesbrei!
Wos senn dergäig`r Knöadl, Wörst,
Kalbsbroat`n, Geuker, Taum,
Genslaber, Antavert`l Hos`,
Konditerwarn mit Schaum?
Drüm war a Frank. a-n-echter, it,
Stimm tapfer mit mir ei:
Nur "Knöchli, Kraut und Arbes" dörf
Des Franken Leibspeis sei!
Joseph Alois Ruckert (* 13. Februar 1846 in Stellberg; † 17. November 1916 in Würzburg) war ein Lehrer
(seit 1881 bis zur Pensionierung 1904 in Würzburg, wo er das Lehrerseminar besucht hatte) und Schriftsteller.
Ruckert schrieb Mundartgedichte in unterfränkischer Mundart, sammelte Ausdrücke, Redensarten und Sprichwörter.
Seinen Ruhestand verbrachte er nach mehreren Umzügen ab 1912 in Geiselwind.